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weitere regiearbeiten anne hirth:
[how to be] almost there
keine palmen. keine löwen. keine affen.
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no palm trees. no lions. no monkeys.
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„Theater mit gesellschaftlichem Anliegen steht immer in der Gefahr, belehrend zu wirken. Das Stück "Keine Palmen. Keine Löwen. Keine Affen" der gebürtigen Südafrikanerin Yvette Coetzee, das seine deutschsprachige Premiere im FFT Juta feierte, lehrt vor allem eines: Wie man diese Gefahr geschickt umschifft. Coetzees Theater ist radikal subjektiv. Wie in früheren Inszenierungen steht die in der Figuren- und Objekttheatertradition verwurzelte Künstlerin allein auf der Bühne. Außer ihr sprechen nur Tonbänder und - die Gegenstände in der aufgebauten Wohnungsfassade (Bühne: Alexandra Süßmilch). Über den Umgang mit diesen Gegenständen, mit Bilderrahmen, Truhen, dem Kühlschrank, gerät sie in eine Spurensuche nach der eigenen Familienvergangenheit. Erst zögerlich, dann immer tiefer grabend, in Fundstücken watend (die übergezogenen Gummistiefel sind ein schönes Bild dafür) entdeckt sie die Geschichte des Urgroßvaters, der als Teil der deutschen Kolonialbewegung Ende des 19. Jahrhunderts in den Hererokrieg in Namibia zog und dort eine Farm gründete. Der tückische Haushalt auf der Bühne steht so für eine Erinnerung mit Lücken und dunklen Flecken. Die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit erinnert an ein düsteres Kapitel deutscher (Ausbeutungs-) Geschichte, über das selten gesprochen wird. Mit Charme, manchmal ätzendem Witz und einem unterschwelligem Grauen haben Coetzee und ihre Regisseurin Anne Hirth das bemerkenswert locker inszeniert. Diese große Kunst wurde belohnt mit großem Applaus.“
rheinische post, 17.03.08

„Ihr anmutiges Solostück verdichtet sich langsam in seiner Intensität und zieht das Publikum immer tiefer hinein in die komplizierte Beziehung zwischen ihrer Familie und ihrem Wahlkontinent.“
exberliner, dez. 2007

“(…) „no palm trees. no lions. no monkeys.“ ist ein Stück, dass sich wie eine Häutung durch verschiedene Phasen einer persönlichen Geschichte zieht, die dabei immer auch die Geschichte der Deutschen in Namibia entblößt. Das Publikum schaut zu, wie sie sich von dem Land, in dem sie aufwuchsen, abgrenzen. Die Kriegsgräuel von 1904-08 werden genauso thematisiert, wie die schleichende Brutalisierung junger deutscher Soldaten, die in diesem Krieg gegen die Herero und Nama kämpften. Es geht auch um deutsche Frauen, die als potenzielle Ehefrauen für die Soldaten nach Namibia verschifft wurden. Und es geht um die Zukunftsängste der deutschen Farmbesitzer und deutschen Siedler in Namibia. (…)
Das Stück wird von Yvettes Text aus dem Off vorangetrieben, (…). In der Eröffnungsszene gibt es eine ungewöhnlich lange Passage, in der die einzige Figur auf der Bühne nichts sagt. Radiostimmen begleiten uns, während wir Yvette im Zimmer beobachten: Sie kocht Kaffee, putzt sich die Zähne, erledigt ihren Alltag, stöbert durch persönliche Dinge, liest alte Briefe und Familiendokumente, die sie nicht nur auf den Weg zurück zur Ankunft des Ur-Großvaters in Namibia führen, sondern bis zur Aufteilung Afrikas auf der Kongo-Konferenz 1884.
Zwar ist das Stück eine one-woman-show, aber wir haben es hier nicht mit einem Dauermonolog zu tun. Es ist weder eine ausschließlich persönliche Erzählung, noch geschichtsdidaktischer Unterricht. Das der Zuschauer dem Stück über eine Stunde wie gebannt folgt, zeugt von einem beeindruckenden, subtilen Auftritt und einem starken Skript in der Regie von Anne Hirth. „No Palm Trees, No Lions, No Monkeys“ ist beeindruckendes Theater, das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Namibia aufgeführt werden sollte. Auch vor dem Hintergrund des Vorschlags zur Gründung eines inter-parlamentarischen Dialogforums zwischen Namibia und Deutschland ist das Thema mehr als zeitgemäß.“
rezension von jane katjavivi für das monatsmagazin der deutsch - namibischen gesellschaft

„Ein Diaprojektor wirft ein Bild auf die gemusterte Tapete: Ein Zebra geht am Pool spazieren. Aus dem Off hört man verlockende Werbung für Safaris in Namibia. Aber der Schauplatz von Yvette Coetzees szenischer Erzählung sieht anders aus: „Keine Palmen. Keine Löwen. Keine Affen“, wie schon der Titel vor falschen Erwartungen warnt. Das schäbige Zimmer befindet sich eher in einem kalten Land, denn die junge Frau liegt in Wolldecken eingewickelt im Sessel, die Füße auf dem kleinen Heizkörper. (…)
Das Spiel auf der Bühne ist keine simple Illustrierung des Textes. Er macht eine Existenz zwischen zwei Welten sichtbar. In Afrika ist Yvette Coetzee nicht mehr heimisch, in Berlin wird sie von der Familiengeschichte heimgesucht. In der Inszenierung von Anne Hirth spielt Yvette Coetzee sich selbst, eine Schauspielerin aus Südafrika, die vor sechs Jahren nach Berlin gekommen ist. Ihre Vergangenheit springt sie in ihrem neuen Alltag aus allen Ritzen an. (…) (Einen) eindrücklichen Text (aus dem Hererokrieg) liest die Schauspielerin von einem Papierstreifen aus einem geschredderten Haufen ab, den sie in der Tiefkühltruhe gefunden hat, ebenso wie das alte Grammophon, aus dem die Stimme ihrer Urgroßmutter erklingt. (…)Die komplizierte Geschichte der Kämpfe unter den Kolonialmächten veranschaulicht Yvette Coetzee mit einem Schokoladenkuchen, den sie wie am Kindergeburtstag unterteilt. In diesem Moment blitzt das komödiantische Talent der Schauspielerin auf, die sich sonst eher zurücknimmt in diesem nachdenklich-eindrucksvollen Theaterabend.“
wz, 15.03.2008